Ein verregneter Sonntagnachmittag.
Vor dir: ein altes Familienfoto, ein Stapel vergilbter Dokumente – heute willst du dich endlich auf die Suche nach deinen Vorfahren machen.
Voller Begeisterung klickst du dich durch Online-Stammbäume, die dir vorgeschlagen werden, notierst Namen, die dir irgendwie vertraut vorkommen. Vielleicht übernimmst du sogar direkt einen fertigen Stammbaum. Aber irgendwann stellst du fest: Die Daten ergeben keinen Sinn. Namen tauchen doppelt auf. Geburts- und Sterbedaten widersprechen sich.
Genau diesen Fehler habe ich zu Beginn meiner Ahnenforschung auch gemacht. Ich vertraute blind auf fremde Stammbäume (wenn der vom Großonkel erstellt wurde, kann er ja nicht falsch sein, oder?). Ich schrieb mir nicht auf, woher meine Informationen stammten – und vor allem: Ich habe versäumt, mit älteren Verwandten zu sprechen.
Damit dir das nicht passiert, teile ich hier meine drei größten Fehler bei der Ahnenforschung – und wie du sie vermeiden kannst.
Fehler 1: Anderen Quellen blind vertrauen
oder die Versuchung, Online-Stammbäume ungeprüft zu übernehmen
Ahnenforschung fühlt sich manchmal an wie eine Schatzsuche. Und dann stößt man plötzlich auf einen Stammbaum, der die eigenen Vorfahren enthält. Die Freude ist groß – und die Daten sind schnell übernommen. Schließlich hat sich ja schon jemand die Mühe gemacht, oder?
Hier liegt die erste große Falle:
Viele online erstellte Stammbäume (natürlich nicht alle) basieren auf Annahmen – oder wurden sogar voneinander abgeschrieben. Ein einziger ungeprüfter Fehler reicht aus, und du folgst plötzlich einer Linie, die gar nichts mit deiner Familie zu tun hat.
Ich habe das selbst erlebt – und musste meine gesamte Forschung noch einmal von vorn beginnen. Heute überprüfe ich jede Information lieber doppelt. Ich suche gezielt nach der Originalquelle wie Geburts-, Heirats- oder Sterbeurkunden oder durchforste alte Kirchenbücher. Erst wenn ich eine Quelle sicher zuordnen kann, fließt sie in meinen Stammbaum ein.
Fehler 2: Quellen nicht dokumentieren
Oder: „Das merke ich mir schon…“ – leider nicht
Du findest eine spannende Information – etwa einen Trauungseintrag mit den Namen der Eltern oder eine Passagierliste, auf der vielleicht ein Vorfahr auftaucht. Und denkst dir: Das merke ich mir.
Oder du machst schnell einen Screenshot, notierst ein Stichwort – und glaubst, das reicht. Doch ein paar Wochen oder Monate später beginnt das große Rätselraten: Woher stammt diese Info nochmal?
Das ist mir mehrfach passiert. Deshalb mein Tipp:
Führe von Anfang an ein Rechercheprotokoll. Halte darin fest, wann du was gefunden hast – und vor allem wo. Egal, ob es sich um eine Quelle im Archiv, im Internet oder aus einem Familiengespräch handelt: Notiere alles. Du wirst es dir später danken!
Fehler 3: Geschwister und Paten ignorieren
Wenn wir unsere Familiengeschichte erforschen, konzentrieren wir uns meist auf die direkte Linie: Eltern, Großeltern, Urgroßeltern. Dabei übersehen wir oft die wichtigsten Verbindungen – nämlich die Geschwister und Paten.
Genau hier liegen aber manchmal Hinweise, die uns aus einer Sackgasse helfen. Ich habe in meiner eigenen Forschung so schon so manchen Vorfahr gefunden, der am Geburts- oder Trauungsort nicht mehr auffindbar war.
Mein Rat: Dokumentiere nicht nur deine direkten Vorfahren, sondern auch deren Geschwister und Paten.
Bonusfehler: Ältere Verwandte nicht befragen
Wertvolles Wissen, das sonst verloren geht
Eine der wertvollsten Quelle in der Ahnenforschung ist keine Urkunde – sondern unsere ältesten Verwandten. Sie haben Erinnerungen und wissen von Geschichten, die in keinem Archiv der Welt zu finden sind.
Leider verschieben wir diese Gespräche oft auf später. Und manchmal ist „später“ zu spät.
Selbst wenn sich unsere älteren Verwandten nicht mehr an genaue Daten erinnern können, können sie trotzdem wichtige Hinweise geben. Vielleicht gab es ungewöhnliche Spitznamen, besondere Berufe, alte Wohnorte oder es gibt Geschichten von den ausgewanderten Verwandten. Und manches mal findet man in diesen Geschichten wieder ein Puzzlestück das einem in der eigenen Forschung ein Stück weiter bringt.
Mein Tipp: Nimm dir bewusst Zeit für diese Gespräche. Mit einem Notizbuch oder einem Aufnahmegerät.
Aus Fehlern lernen – und anderen den Weg erleichtern
Ich habe meine Ahnenforschung mehrmals neu starten müssen – aber genau das hat mir geholfen, systematischer und aufmerksamer bei meiner Forschung zu werden.
Mit diesen Erfahrungen möchte ich dir Mut machen: Auch wenn Fehler passieren, ist jeder Schritt ein Lernprozess. Und wenn du diese drei Dinge von Anfang an beachtest, kannst du dir Umwege ersparen