Die Aufgabe in Woche 24 der „52 Vorfahren in 52 Wochen“-Challenge von Amy Johnson Crow lautet: Artistic. Also: künstlerisch.
Als ich darüber nachdachte, welcher meiner Vorfahren mit Kunst zu tun haben könnte, kam mir sofort das Webhandwerk in den Sinn. Nicht nur, weil einer meiner Urgroßväter selbst noch als Weber gearbeitet hat. Sondern auch, weil ein Großteil meiner Vorfahren als Weber, Tuchmacher, Schneider oder Schuhmacher tätig war.
Und vielleicht auch, weil ich selbst seit meiner Schulzeit das Weben als kreatives Hobby für mich entdeckt habe.
Daher möchte ich mit diesem Artikel einen kleinen Einblick in die Geschichte des Webens geben.
Weben – ein Uraltes Handwerk
Das Webhandwerk ist eine Jahrhunderte alte Handwerkskunst. Bereits ab dem frühen Mittelalter wurde es noch in zwei Kategorien unterteilt:
- die bäuerliche Weberei und
- die städtische Weberei
Der Unterschied lag vor allem darin, dass in der bäuerlichen Weberei mehr für den Eigenbedarf gewebt wurde, während in der städtischen Weberei der Fokus mehr auf den Verkauf ausgerichtet war.
In der bäuerlichen Weberei wurde das Wissen über das Handwerk hauptsächlich innerhalb der Familie weitergegeben. Und meist waren es die Frauen die webten. Es gab hier also keine spezielle Ausbildung.
Ganz anders in der städtischen Weberei: Dort war das Weben ein anerkannter Beruf mit Zunftzugehörigkeit, Ausbildung und Meisterprüfung. Nur wer sich qualifiziert hatte, durfte offiziell als Weber arbeiten.
Die verwendeten Materialen unterschieden sich dabei je nach Region: Wolle der eigenen Schafe, Leinen aus Flachs und in der Stadt manchmal sogar mit Seide.
Die fertigen Webstücke waren dabei in Naturfarben wie weiß oder beige gehalten. Denn das Einfärben war teuer und aufwändig.

Vom Handwerk zur Industrie
Mit Beginn der Industrialisierung ab dem 18. Jahrhundert änderte sich auch das Weben grundlegend. Mechanische Webstühle wie der Power Loom übernahmen Arbeiten, die zuvor mühsam von Hand erledigt wurden.
Während in der Stadt die Handwebstühle zunehmend aus den Wohnstuben verschwanden, blieben sie auf dem Land noch lange erhalten – oft als Nebenerwerb von Bauern und Tagelöhnern. Viele Familien hielten am alten Handwerk fest, obwohl die Konkurrenz durch billige Industrieware wuchs.
Ein Stück gelebte Geschichte
Heute ist das Weben für mich mehr als nur ein kreatives Hobby. Es ist ein leises Erinnern an die eigenen Wurzeln, ein zur Ruhe kommen von der hektischen Welt.
Auch wenn mein Webrahmen sehr viel kleiner ist als der meiner Vorfahren, entsteht doch Faden für Faden ein kleines Kunstwerk. Und mit jedem Griff wächst nicht nur das Gewebe – sondern auch die Verbindung zu denen, die vor mir waren.