Ich habe nicht alle Antworten in meiner Ahnenforschung

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Als ich mit meiner Ahnenforschung begann, war ich überzeugt: Ich muss alles herausfinden.
Am besten lückenlos, mit belegbaren Quellen, klaren Zusammenhängen.

In mir war dieser innere Drang, alle offenen Fragen zu beantworten. Für mich selbst und für andere. Eine Ahnentafel mit Lücken fühlte sich unvollständig an. Für mich fast wie ein Scheitern.

Doch je tiefer ich in meine Familiengeschichte eintauchte, desto klarer wurde mir:

Ich kann nicht alle Antworten finden – und das ist in Ordnung. Es ist menschlich.

Wie ich zur Ahnenforschung gekommen bin

Wann genau meine Begeisterung für die Ahnenforschung begonnen hat, kann ich gar nicht mehr genau sagen. Vielleicht startete sie schon in meiner Kindheit beim Durchblättern der alten Fotoalben meiner Großeltern.

Ein bewusster Auslöser war der angefangene Stammbaum, den meine Tante einst erstellt hatte. Er enthielt viele Fragezeichen. Natürlich wollte ich wissen, wer sich hinter diesen Fragezeichen verbarg.

Nach und nach kamen noch weitere Fragen hinzu:
Warum ziehen sich bestimmte Krankheiten durch mehrere Generationen? Wo liegt ihr Ursprung?
Wer waren diese Menschen wirklich also jenseits von Namen und Daten?

Mit jeder Entdeckung tauchten neue Fragen auf. Und manche davon werden wohl für immer unbeantwortet bleiben.

Was ist das “Problem” damit nicht alle Antworten zu haben?

Ich glaube, das größte „Problem“ bei der Ahnenforschung ist der Wunsch nach Vollständigkeit.

Wenn wir beginnen nach unseren Wurzeln zu suchen, hoffen wir auf lückenlose Chronologien und eindeutige Daten.

So nachvollziehbar dieser Wunsch auch ist, er ist trotzdem voller Hürden und fehlender Puzzlestücke:

  • Was ist mit den unehelichen Kinder, deren Väter wir wahrscheinlich nie ausfindig machen werden?
  • Mit den Frauen die keine Stimme hatten?
  • Mit den Kriegsheimkehrern, wie mein Urgroßvater, der aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte und niemals darüber sprach?
  • Was ist mit den vielen vererbten Traumata, über die sich aber niemand sprechen traute?
  • Wo sind die Onkel und Tanten hin, über die nie jemand sprach bzw. niemand mehr wusste, dass es sie gab?
  • Warum hat dieser Vorfahr dies und jenes getan?

Ich wollte all das wissen, alles verstehen. Und vor allem wollte ich alles richtig machen.

Und irgendwann war ich dann nur noch erschöpft vom ständigen Suchen.

Warum ich heute selbstbewusst sage: Ich habe nicht alle Antworten – und das ist gut so!

Weil ich für mich erkannt habe, dass die Ahnenforschung für mich weit mehr ist als das Sammeln von Daten und Fakten. Es ist ein Weg der Erinnerung. Eine Art Annäherung an etwas, das viel größer ist als ich.

Ich darf Fragen unbeantwortet lassen. Ich darf anerkennen, dass ich nicht alles herausfinden muss

Person writes in a notebook on a sunny day. Focus on hands and pen outdoors.

Was mir geholfen hat, diesen Weg zu gehen

Es gab einen Moment, in dem ich fast aufgegeben hätte.
Zu viele Lücken, zu viele Sackgassen. Zu viele Stimmen im Inneren, die sagten: „Das bringt doch nichts.“

Aber ich habe gelernt, mir selbst zu vertrauen.

  • Mich von meiner Intuition leiten zu lassen
  • Mich zu öffnen für Impulse die während der Suche in mir hochkamen.
  • Und zu akzeptieren: Manches darf ein Mysterium bleiben.

Ich bin vielleicht keine klassische Historikerin, die alles belegen muss, aber ich forsche, ich erinnere, ich verbinde. Eine suchende Seele, eine Erinnernde. Und genau das macht meinen Weg aus.

Fazit: Ich bin nicht die, die alles weiß

Heute sage ich:
Ich habe nicht alle Antworten. Und das ist kein Mangel. Das ist ein Geschenk.

Ich bin keine Expertin im klassischen Sinne. Vor allem bin ich eine Fragende, eine Suchende.
Ich forsche nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen.

Ich akzeptiere, dass nicht alle Geschichten zu mir finden müssen.
Und dass die Lücken im Stammbaum keine Fehler sind.

Ich weiß, dass ich nicht alle Antworten habe.

Und das ist gut so.

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